Dinslakener Geschichte: um 1500

Von den Pumpennachbarschaften
 

Die so genannten Pumpennachbarschaften können auf eine lange Tradition gemeinsamen Feierns, aber auch gegenseitiger Hilfe und Unterstützung in der Not, zurückblicken. Ihre Wurzeln lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Noch in den ersten Jahren des letzten Jahrhunderts mussten die Dinslakener ihr Wasser an den in der Stadt verteilten Pumpen holen - meistens eine Aufgabe der Frauen. Sie kamen mit Kannen und Eimern und tauschten mit Frau Nachbarin Neuigkeiten aus. Die Qualität des Wassers hing natürlich auch vom Zustand der Pumpen ab, deshalb schlossen sich die Nachbarn zusammen, um ihre Pumpe zu pflegen. Blanke Kupferrohre waren der Stolz jeder Pumpennachbarschaft. Damit alles seine Richtigkeit hatte, wählte man einen Rentmeister, der die Finanzen verwaltete und sich bei Todesfällen um das Organisatorische kümmerte. Seine Frau betreute die Wöchnerinnen und Kranken und half bei Familienfesten. Vor allem an Karneval pflegten die Pumpennachbarschaften ihr geselliges Leben und trafen sich zu einem fröhlichen Umtrunk. Einige konnten dazu sogar eine eigene Fahne hissen.

Märchenhaftes soll sich im Winter 1813/14 während der Befreiungskriege gegen die Franzosen beim ‘Plausch an der Pumpe’ zugetragen haben: durch freundlichen Charme erreichte ein Mädchen - später ‘Pumpenmarie’ genannt -, dass die Kosaken nicht weiter plünderten.

Zwölf Pumpennachbarschaften gab es im Stadtkern von Dinslaken. Ihre Namen leiten sich oft von Straßen und Gebäuden ab: Walsumer Tor-Nachbarschaft, Adler-Nachbarschaft, Holzmarkt-Nachbarschaft, Eppinghovener Tor-Nachbarschaft, Kloster-Nachbarschaft ... Als nach der Gründung des Wasserwerkes 1903 viele Haushalte sich einen Wasseranschluss in die Wohnung legen ließen, verloren die Pumpen ihre Funktion und wurden größtenteils demontiert. Manche Pumpennachbarschaften lösten sich auf, andere blieben als Gemeinschaft, die Freud und Leid teilt, bestehen. Heute erinnert nur noch die ‘Wöllepump’ an der Ecke Duisburger-/Brückstraße an die Zeit, als Wasser eimerweise ins Haus getragen werden musste.

Aus der Geschichte der Adler-Nachbarschaft

Aus einem Festbrief aus dem Besitz von Nachfahren Herman Delere (14.03.1805 - 22.06.1875, er wohnte am Walsumer Tor, (heute Duisburgerstrasse), nördliche Strassenseite.), Original ist leider verschollen:

"Zum 100 jährigen Jubelfest. 1765. Die Fastnacht. 1865.

Vor 100 Jahren wurd in diesem Haus des Jakob Delere die Fastnacht froh begangen.
Zu gleichem Zweck geht heute ein und aus die Adler Pumpennachbarschaft ganz unbefangen.
Denn des Jacobus*) Enkel, Hermannn Delere, sieht heute die muntere Schaar bei sich im Hause tagen. 
Manch`fröhlich Lied dringend jubelnd in die Höh`vergessen sind für Heut des Lebens Plagen.
Was wird Jacob im Himmel sich freuen, dass Heut an ihn denken die Getreuen. 

Gewidmet der zeitigen Familie Delere, Hermann Delere und Anna Cath. geb. Sandkühler, Jacob Delere, Enkel des Jacobus Delere, Hermann und Heinrich, Urenkel Jacobs, von der Adler - Pumpen-Nachbarschaft.

Dinslaken an der Fastnacht, den 28.Februar 1865"

*) Es ist die Rede von dem Dinslakener Schmiedemeister Jakobus Delere (1720 - 02.10.1796)

Bei der Säule links im Bild handelt es sich um die Pumpe der Holzmarktnachbarschaft