Dinslakener Geschichte 1938 / 2012


Stolpersteine erinnern an ehemalige jüdische Mitbürger
 

Stolpersteine erinnern an die Opfer des Naziterrors, an Menschen, die unter uns lebten, deportiert und ermordet wurden.

Zehntausende Stolpersteine in über 616 europäischen Städten hat der Kölner Künstler Gunter Demnig mittlerweile verlegt, viele davon am Niederrhein, auch in Dinslaken. Mit Hilfe kleiner Gedenktafeln, die ins Straßenpflaster eingelassen sind, wird an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft erinnert.

Gunter Demnig stellt die Stolpersteine ausschließlich in Handarbeit her. Sie sind aus Beton, die Kantenlänge beträgt etwa zehn Zentimeter. Auf den Steinen ist eine Messingplatte angebracht, die individuell beschriftet wird.

Die ersten zehn Steine wurden in 2012 in die Neustraße, Duisburger Straße und Augustastraße eingelassen. Sie sollen an Juden erinnern, die hier gelebt haben und von den Nazis ermordet wurden: Neustraße 40 (für Amanda, Josef, Sophie und Margarete Jacob), Neustraße 7 (für Richard und Bertha Salomon), Duisburger Straße (für Leopold Strauß), Augustastraße 84 (für Helene, Siegfried und Wilma Landau).

Weitere Steine folgten. Mittlerweile sind es weit mehr als 100. Neben den Juden sollen auch Euthanasieopfer sowie politisch und religiös Verfolgte in das Projekt einbezogen werden. Außerdem Überlebende des Naziregimes sowie Menschen, die unter dem Druck des braunen Terrors den Freitod gewählt haben.

„Jedes Opfer erhält einen eigenen Stein vor dem Hauseingang seines letzten selbst gewählten Wohnortes", erklärt Anne Prior, Initiatorin der Aktion. Auf der Oberseite des Steins ist eine Messingplatte angebracht. Die Inschrift beginnt stets mit den Worten "Hier wohnte". Alternative Beschriftungen für die Stolpersteine wären: "Hier lebte", "Hier arbeitete", "Hier wirkte" oder "Hier lehrte". Es folgen der Name, Geburtsdatum, das Datum der Vertreibung aus der Stadt sowie das Todesdatum. Somit steht jeder Stein für einen Menschen, ein Schicksal, eine Biografie; er soll zum Nachdenken anstoßen — über Rassismus, Verfolgung und Leid.

"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt der Künstler Gunter Demnig.“

STOLPERSTEINE

Im Gedenken an die NS-Opfer

DerWesten, 17.08.2011

Der Verein um Anne Prior möchte „Stolpersteine“ auch in Dinslaken verlegt sehen. ...

Bereits in mehr als 500 Orten erinnern kleine Tafeln aus Messing im Boden an die Opfer des Nationalsozialismus’. Ein kürzlich gegründeter Verein um Buchhändlerin Anne Prior möchte diese Form des Gedenkens auch in Dinslaken verwirklicht sehen und setzt sich dafür ein, dass die „Stolpersteine“ von Künstler Gunter Demnig auch dort vor den Häusern verlegt werden können, in denen die Opfer der NS-Zeit einst gelebt haben. Der Unterstützung der Stadt kann sich der Verein sicher sein, wie Kulturdezernentin und Erste Beigeordnete Christa Jahnke-Horstmann gestern im Pressegespräch deutlich machte. „Wir werden alles Erdenkliche tun, dass dieses Projekt gelingt.“ Der Verein hat bereits einen entsprechenden Antrag an die Stadt gestellt. Das „Stolpersteine“-Projekt, mit dem vielleicht schon 2012 begonnen werden könne, biete die Möglichkeit, „viel ehrenamtliches Engagement zu binden“. Jahnke-Horstmann hofft, dass sich viele Menschen bereit finden, eine Patenschaft und damit die Finanzierung der Stolpersteine zu übernehmen.

Foto: WAZ FotoPool

Mehrere Veranstaltungen im Gedenkjahr 2013

Die Stadt will sich des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Zeit einmal mehr eingehend im Gedenkjahr 2013 widmen. Ein Arbeitskreis, dem Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche, der jüdischen Gemeinde und künstlerisch sowie anderweitig engagierte Bürger angehören, erarbeitet verschiedene Veranstaltungen für das Gedenkjahr, in dem sich die Machtergreifung der Nazis 1933 zum 80. Mal und die Reichspogromnacht zum 75. Mal jähren werden. Zudem blickt Dinslaken 2013 auf die dann 20 Jahre zurückliegende Errichtung des Mahnmals im Stadtpark zurück, das Alfred Grimm geschaffen hat. Der Künstler hat für das Gedenkjahr 2013 ein neues Projekt in Planung, das er in Kürze vorstellen möchte. …

NRZ 14.09.2018 - Künstler Gunter Demnig verlegt hier zwei Steine in Gedenken an Hugo und Sofie Lifmann. Das Ehepaar war in dem gemeinsamen Haus während des Pogroms vor 80 Jahren überfallen worden. - Foto: Heiko Kempken

NRZ 27.01.2020 - Künstler Gunter Demnig (hier bei einer Verlegung an der Duisburger Straße 1) will auf Initiative des Vereins Stolpersteine Dinslaken am 20. Juni nach Dinslaken kommen und 17 Stolpersteine verlegen. - Foto: Heiko Kempken

Weitere Infos: www.stolpersteine-dinslaken-ev.de