Dinslakener Geschichte


Die alten Dinslakener Handwerkergilden (Zünfte)
 

Von Brunderschaften, Gilden und Zünfte

Seit dem ausgehenden Mittelalter waren die Gewerbetreibenden nach Berufssparten organisiert. Anfänglich kam es zur Gründung von Bruderschaften einzelner Handwerkssparten. Sie waren Gebetsgemeinschaften, die für das Seelenheil des verstorbenen Meisters beteten und ihm eine würdige Beerdigung garantierten. In der Pfarrkirche St. Vincentius hatten alle diese Bruderschaften Kerzen stehen, die an kirchlichen Festtagen, Prozessionen und während der Totenmesse der Bruderschaftsmitglieder angezündet wurden.

Das von "sich ziemen" abgeleitete Wort Zunft wurde anfänglich für die Bezeichnung der Regeln genutzt, nach der eine bestimmte beruflich verbundene Personengruppe lebte. Regional finden wir jedoch verschiedene, aber bedeutungsähnliche Bezeichungen wie Gilde (z. B. Kaufleute), Zeche (Bergbau), Amt, Meisterschaft, Bruderschaft oder Gaffel.

Die Handwerkergilden, die Vorläufer unserer Innungen, spielten zunehmend mehr auf allen Gebieten des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens eine entscheidende Rolle. Schon in den ersten Jahrhunderten nach der Stadterhebung Dinslakens im Jahre 1273 bildeten sich hier Gilden, Ämter oder Bruderschaften, zu denen sich die verschiedenen Handwerker zusammenschlossen. Es waren straff organisierte Vereinigungen mit sorgsam durchdachten und streng überwachten Satzungen. Sehr eng war die Bindung an das kirchliche Leben. Jede dieser Vereinigungen verehrte einen Schutzheiligen, dessen Name sie meist trug. Die größeren Gilden besaßen in der Kirche einen eigenen Altar. Alle aber waren mit ihren Fahnen und Zeichen bei Prozessionen und anderen Feiern vertreten.

Ihr Einfluss war beträchtlich. Niemand konnte in der Stadt Dinslaken ein Handwerk ausüben, wenn er nicht das Bürgerrecht besaß und in eine Gilde aufgenommen war, deren Bestimmungen er genau beachten musste. Die Strafen und Abgaben wurden von den Gildemeistern eingezogen und bestanden entweder in Geld oder Naturalien. Wer sich der Zahlung widersetzte, wurde durch den Stadtboten gepfändet. Regelmäßige Versammlungen fanden an den Jahr- und Zehrtagen statt.

Die Zünfte standen unter Leitung eines Zunftmeisters, der jährlich neu gewählt wurde. Der Zunfttag, der meistens im Jänner und Februar, meist um Maria Lichtmess stattfand, war im Zunftjahr das wichtigste Ereignis. Nach der Messe, an der jeder Meister bei Strafandrohung teilzunehmen hatte, begaben sich die Handwerker in ihr Zunftlokal, das sich im Hinterzimmer oder im Saal eines Gasthauses befand. Der Gastwirt war immer Mitglied der Zunft und führte den Ehrentitel Herbergsvater. Die Sitzung der Zunft konnte erst nach dem Öffnen der Zunftlade beginnen. In diesen aus Holz gefertigten, mit Intarsien geschmückten Holztruhen befanden sich die Archivalien der Zunft, das Zunftsiegel, mit dem die Lehrzeugnisse gesiegelt wurden und vermutlich die Geldbüchse, in die am Zunfttag der Jahresbeitrag einbezahlt wurde. Sobald die Lade geöffnet war, hatte Ruhe und Ordnung im Sitzungszimmer zu herrschen, eintretende Meister und Gesellen mussten den Hut ziehen. Lehrlinge durften nur „bei offner lad” in das Lehrlingsbuch der Zunft eingeschrieben werden und konnten damit ihre Lehre beginnen. Auch das Freisprechen des Lehrlings, die Anerkennung als Geselle, erfolgte nur bei geöffneter Zunfttruhe.

Unehrliche Berufe waren In der Ständegesellschaft des europäischen Mittelalters bis weit in die frühe Neuzeit Berufe unterschied man zwischen ehrlichen und unehrlichen Berufen.

Zunftzeichen

Besonders stolz waren die alten Zünfte auf ihre Zunftzeichen. Es waren dies zumeist ovale Metallschilder, die mit Symbolen des Handwerks und mit den Zunftheiligen bemalt waren. Die Schuster und Weber hatten einen für ihren Beruf typischen Gegenstand, ein Weberschiffchen bzw. einen Schuh aus Zinn. Jede Zunft hatte ihre Patrone, ihre Zunftheiligen. Crispin und Crispinianus waren die Zunftheiligen der Gerber und Schuster, die Bauhandwerker hatten sich Sebastian und Joseph als Zunftheilige ausgesucht und auf ihrem Zunftschild dargestellt. Diese Zunftzeichen hingen ursprünglich im Stammgasthaus der Zunft an der Wand oder waren an der Decke befestigt. Am Zunfttag wurden sie von der Kellnerin besonders geschmückt, die dafür ein kleines Trinkgeld bekam.

Wie die Zusammensetzung der Zünfte (in denen z. T. verschiedene Berufe kombiniert waren), variierten auch die Zunftzeichen je nach Region.

Auf dem Altmarkt steht ein Zunftbaum (Maibaum), an dem einige Zunftzeichen aus vergangen Tagen aber auch heutiger Handwerksinnungen befestigt sind. Der Schmied Lutz Isselhorst aus Voerde-Möllen hat sie nach Zeichnungen und Skizzen gekonnt gefertigt wie die nachstehenden Fotos von Albert Glöckner belegen.

Herzlichen Dank allen Sponsoren, die es ermöglicht haben, Dinslakener Handwerkergeschichte so lebensnah  zeigen zu können.

Die Ärzte

Die Bäcker

Die Barbiere

Die Bauleute

Die Gerber

Die Glockengießer

Die Goldschmiede

Die Hutmacher

Die Kaufleute

Die Leineweber

Die Markthändler

Die Schmiede

Die Schröder

Die Schützen

Die Schumacher

Die Seiler

Die Steinmetze

Die Wollweber

Die Zimmerleute

Die Wollwebergilde

Im Mittelalter wurde das wirtschaftliche Leben der Stadt Dinslaken maßgeblich von den Wollwebern bestimmt. Das Gewerbe ist später wieder restlos verschwunden. Das "Wüllenamt" scheint überhaupt die erste handwerkliche Vereinigung in Dinslaken gewesen zu sein. Die unfruchtbaren Heidegebiete rings um Dinslaken boten den genügsamen Schafen eine ausreichende Weide. 1412 waren jedenfalls die Wollweber schon so stark vertreten, dass Graf Adolf von Kleve die Einrichtung eines Wollenamtes in Dinslaken gestattete. Es kann angenommen werden, dass die Wollweber schon vorher Satzungen besaßen, die durch diese Bestimmungen, die sich teilweise an die Kalkarer Satzungen anlehnten, nur ergänzt wurden.

Die Bestimmungen des Dinslakener Wollenamtes betrafen das Weben, Walken, Rauhen, Scheren, Färben, die Maß- und Materialbestimmungen, die Arbeitsordnung und die Abgaben. Das fertige Tuch musste zum Zeichen seiner guten Qualität gesiegelt werden. Von jedem gesiegelten Laken wurde eine Abgabe von 8 Pfennigen entrichtet; 6 erhielt davon die Stadt, 2 der Werkmeister. Diese Werkmeister hatten die Funktion eines Gewerbeaufsichtsbeamten. Sie beriefen die Versammlungen ein, und verwalteten das Vermögen der Gilde.

 

Gestiftet 2002
vom Heimatverein Dinslaken

 

Die Schröder (Gewandmacher, Schneider)

Die Schröder (Gewandmacher) erhielten ihren Gildenbrief im Jahre 1399 durch Dietrich von der Mrk. Der damalige Landesherr, er hatte in Dinslaken Wohnung genommen, besiegelte selbst die Urkunde. Auch hier dürfen wir annehmen, dass die Gilde schon vorher bestanden hat.

Wer sich in Dinslaken als Schröder niederlassen wollte, musste nach der Satzung 3 Pfund Wachs zu dem Geleucht der Gilde und 8 Schillinge "Dinslakener payement" (Dinslakener Währung) zahlen. Das Eppinghovener Tor wurde im Volksmund auch als Schröderpforte bezeichnet.

Die Berufsbezeichnung Schröder ist ausgestorben. Das mittelhochdeutsche Wort "schrot" kann Hieb oder Stich bedeuten. Es kann etwas Abgeschnittenes sein. Meist war der Schröder einer der ein "Schrot", in diesem Fall ein Stück Stoff, passgenau vom Ballen schnitt und es zu Gewändern zusammennähte: ein Schneider also. Seit dem 15. Jahrhundert, als die Familiennamen längst gefestigt waren, wurden die Schröder allmählich von den Schneidern verdrängt.

 

Gestiftet 2002
vom Heimatverein Dinslaken

 

Die Zunft der Leineweber

Die Leineweber haben in Dinslaken keine große Rolle gespielt. Sie zeichneten sich vor allem nicht durch besonderen Wohlstand aus. Zudem wurde das Weben von Leinen in den meisten Häusern auf dem Lande, vor allem im Winter betrieben. Andere brachten ihr gesponnenes Garn in die Stadt, wo es von den Webern gegen Lohn weiterverarbeitet wurde. Sie galten meist als "unehrlich". Erst am 21. Mai 1599 erhielten sie auf mehrmaliges Drängen vom Bürgermeister, den Schöffen und dem Rat der Stadt einen Gildenbrief ausgestellt. Die Schneider hatten sich damals darüber beklagt, dass meist nur schlechtes Leinentuch auf den Markt käme, weil in den Kriegswirren sich viele Fuscher als Webermeister ausgäben, die nur eine unvollständige Ausbildung genossen hätten. Hier musste Wandel geschaffen werden.

 

Nach dem neuen Gildenbrief durfte sich kein Leineweber mehr in Dinslaken niederlassen, der nicht ein Meisterstück nachweisen konnte. Trotzdem scheint die Gildeordnung nicht viel Änderung gebracht zu haben. Immer wieder schlichen sich Meister ein, die gar keine waren, so dass schon 1621 erhöhte Strafen angedroht werden mussten.

Die Zunft der Gerber

Gerber verarbeite rohe Tierhäute durch den Einsatz von Gerbstoffen zu Leder. Bei der pflanzlichen Gerberei (vegetabile Gerbung, Lohgerberei, Rotgerbung) werden Pflanzenteile von zum Beispiel Kastanien- oder Eichenholz und deren Rinden zur Gewinnung der Gerberlohe eingesetzt. Die pflanzlichen Gerbmittel werden in einer Lohmühle gemahlen und mit Wasser ausgelaugt. Früher erfolgte die Stabilisierung des Fasergefüges der Häute durch Angerben mit wenig konzentrierten, bereits ausgezehrten Gerblösungen (Brühen) in mehreren Schritten im „Farbengang“. Erst dann erfolgte die Ausgerbung mit gemahlener Lohe und konzentrierten Brühen in Gerbgruben. Dieser Gerbprozess konnte bis zu 12 Monate dauern. Nach der Gerbung wird das Leder gewässert.

Eine Gerberei befand sich in früheren Zeiten am Rande des Altmarktes direkt am Rotbach. Die notwendige Lohe konnten sie u.a. von der Wassermühle bekommen, die ebenfalls am Altmarkt stand.


Gestiftet 2003
von Karl-Heinz Elspaß,
Bürgermeisterin Sabine Weiss
und der IG Altstadt

Die Schumachergilde

1453 erhielten die Schumacher vom Rat der Stadt ihren Gildenbrief. Wie dort vermerkt, hat die Gilde schon von altersher St. Johanns-Gilde geheißen. Denn die "semetlicke meister van den schomekeramt ten Dinslaken", die vor Bürgermeister, Schöffen und Rat kamen, um ihre neue Amtsordnung ratifizieren zu lassen, sprachen von ihrem Verband als von einer Gilde, "van aldes gehieten sinte Johansgilden". Es handelte sich also 1453 nur eine Neuformulierung älterer Statuten. Später (1547 und 1703) wurden die Bestimmungen umgestaltet und erweitert.

Vor allem verwahrten sich die älteren Meister dagegen, dass die Gesellen, sobald sie ein Fell wässern und ein Schuh "lappen" können, schon als selbständige Meister arbeiten. Darum wurde in den Ergänzungen immer wieder neu betont, dass nur der Meister sein dürfe, der das Handwerk vollkommen beherrsche.


Gestiftet 2003
von den Orthopädieschumachern Eul und Nuyken
sowie dem Schuhgeschäft Dismer

 

Die Bäcker

Handwerker, die ihren Lebensunterhalt durch das Backen von Brot, Brötchen, Kleingebäck und feinen Backwaren verdienen. Das Handwerk teilte sich früher noch in

- Zuckerbäcker (Konditor)
- Pfefferkuchenbäcker (Lebkuchen)
- Los- oder Weißbäcker (Weizenbrot, Brötchen etc.)
-  Fast- oder Schwarzbäcker (Roggenbrot)

Diese Unterscheidung wurde als erstes in Preußen 1752 aufgehoben, da sie zu ständigen Reibereien, auch zum Nachteil der Kundschaft führte. Der Bäckerberuf gehörte zu den "freien, geschenkten und ungeschlossenen" Handwerken. Die Befugnis eines Meisters, zu backen, hieß die (Back-) Gerechtigkeit oder auch die Bank. Bereits im römischen Recht wurden die Bäcker zu eigenen Korporationen vereinigt und im Mittelalter wurde durch Erteilung von Privilegien die Bildung von Bäckerinnungen vorangetrieben. Ihren Rechten entsprachen jedoch bestimmte Pflichten. So sollten die Bäcker durch die Bereitstellung ständig vorhandener Mehlvorräte allgemeinen Notständen vorbeugen helfen.

Der Schutzpatron der Bäcker ist der Heilige Nikolaus.


Gestiftet 2003
von Altstadt-Bäckermeister i.R. Leo Bremer

Die Bauleute

Von der Gilde der Bauleute hören wir zum ersten Mal etwas im Jahre 1426. Damals bildeten die Bauleute mit den Schützen zusammen die St.-Georgs-Bruderschaft. Diese Bruderschaft wurde seinerzeit von den angesehensten Bürgern der Stadt ins Leben gerufen. Der bereits im Jahre 1396 gestiftete St.-Georgs-Altar wurde zum Gildenaltar bestimmt. Die Überschüsse der jährlichen Abrechnung kam den Stadtarmen zugute.

 


Gestiftet 2003

Die Schmiede

Die Männer am Amboss erhielten ihre Satzung erst im Jahre 1667. Zu dieser Gilde gehörten Grobschmiede, Nagelschmiede, Büchsen- und Messerschmiede, Schwertfeger, Uhrwerker, Kupferschläger und Eisenkrämer. Als Meisterstück hatten die Grobschmiede eine Pflugschar oder ein breites Beil anzufertigen und ein Pferd zu beschlagen.

Die anderen fertigten ihr Meisterstück nach den Anweisungen der Gildenmeister. Jeder neue stiftete, falls er ein Fremder war, eine Tonne Bier, falls er Einwohner war, genügte eine halbe Tonne Bier.


Gestiftet 2004
von dem Installateur Hermann Oeckinghaus
anläßlich seines 100. jährigen Firmenjubiläums

 

Die Schützengilden

Schützenfeste haben am Niederrhein immer nach Kuchen, Bier und Korn gerochen. Es waren fröhliche Volksfeste. Damals nach der Stadtgründung, als eine hohe Mauer mit festen Türmen den Ort umgab, übernahmen die Schützen (Schütten), die in der Schützengilde (Schüttery) zusammengeschlossen waren, den Schutz der Stadt. Es waren meist kirchliche Bruderschaften, die bei Prozessionen mit ihren Fahnen teilnahmen und eigene Altäre in der Pfarrkirche stifteten und unterhielten. Die älteste nachweisbare Schützengilde ist die St.-Georg-Gilde, die 1426 in Verbindung mit der Gilde der Bauleute gegründet wurde. Noch im gleichen Jahrhundert machte sie sich selbständig. An der Spitze der Gilde standen zwei Gildenmeister. Zum Vorstand gehörten außerdem der jeweilige Schützenkönig, die Leutnants, Fähnriche und Sergeanten.

Der Übungsplatz (Duhlen) lag am Rotbach vor dem Eppinghovener Tor. Die Waffen der Schützen bestanden zunächst aus Pfeil und Bogen. Später wurde die Armbrust verwendet. Als das Schießpulver erfunden war, nahm man Hakenbüchsen und schoss mit selbst gegossenen Bleikugeln. Als Rüstung trugen die Schützen eine Eisenkappe mit Schulterkragen und einen Lederschurz. Im 17. und 18. Jahrhundert bildete ein farbiger Mantel die Tracht der Gildenmitglieder. Im Jahre 1461 wurde die St.-Jodokus-Gilde als zweiter Dinslakener Schützenverein gegründet. Beide Gilden schlossen sich 1806 dann zur Bruderschaft vom Hl. Geist zusammen. Das große Gildeschwert wurde 1841 verkauft.


 

Gestiftet 2007
von den Königen des BSV 1461

Die Steinmetze

Da die Ausbildung der Steinmetze im Mittelalter auf der Ausbildung als Maurer aufbaute oder diese mit umfasste und für den Steinbildhauer keine besondere Ausbildung, sondern nur höhere Begabung und Erfahrung erfordert war, sind die Bezeichnungen in den Quellen unterschiedlich und nicht eindeutig unterschieden. Seit 1275 steinmecz und im 15. Jh. Bildhauer. Erst im 15. Jh. wurde die angemessene Ausbildung des Steinmetzen durch eine 5- bis 6-jährige Lehrzeit (Diener) festgelegt. Nach Abschluss, üblicherweise ohne Prüfung, trat er der Bruderschaft bei und begann die einjährige Wanderschaft. Danach konnte er für zwei Jahre als Kunstdiener oder Meisterknecht zu einem Werkmeister gehen, um Entwurfs- oder Konstruktionskenntnisse, aber auch bildhauerische Fähigkeiten zu erwerben. Die Ausbildungszeit betrug etwa 10 Jahre. Lehrlinge und Gesellen lebten im Haushalt des Meisters. Die Steinmetzen waren in der Hütte (fabrica) der einzelnen Großbaustellen unter Leitung des Werkmeisters oder Parliers zusammengefasst oder in städtischen Steinmetzbruderschaften organisiert.

Steinmetzen (auch Steinhauer) waren besonders gefragt, als sich im Hochmittelalter die Hinwendung vom Holzbau zum teuren, aber dauerhafteren Steinbau bei sakralen Gebäuden, Pfalzen, Burgen, Stadthäusern, Befestigungen vollzog. Ihre Arbeit ging sehr oft in die Kunst der Architektur und der Steinbildhauerei über. Einen technischen wie künstlerischen Höhepunkt erreichte das Steinmetzhandwerk in der Gotik.

Die für kirchliche Großbauten verpflichteten Baumeister und die angeworbenen Bauleute, darunter die Bruderschaft der Steinmetzen, waren in der Bauhütte vereinigt. Neben den Hüttensteinmetzen bestanden auch städtische Steinmetzen, die in der Zunft ihre Organisation hatten und deren Existenzgrundlage zumeist die weltlichen Bauten waren. Zweck aller Bauhütten und der Zunft war die Ausbildung und Beschäftigung tüchtiger Steinmetzen, dann aber auch die Pflege »treuer Freundschaft, religiösen Empfindens und sittlichen Strebens«.

Die meisten Steinmetzarbeiten des 14., 15. und 16. Jahrhunderts konnten im Wesentlichen mit Hämmern, Schlägeln und Meißeln (Eisen) bewältigt werden, die bereits im Mittelalter verfügbar waren. Die Flächenbearbeitung bestand, vom Groben zum Feinen fortschreitend, im Bossieren mit dem Zweispitz (Picke), im Flächen mit dem Fläch- und Stockhammer sowie mit dem Krönel und im Spitzen mit dem Spitzeisen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts tauchte ein neues Werkzeug mit breiterer Schneide auf, das wie das Schlag- und Spitzeisen gehandhabt wurde: das Scharriereisen. Man konnte damit große ebene Quaderflächen ganz glatt behauen. Alle anderen bekannten Werkzeuge zur Steinbearbeitung, zum Mauern und zur geometrischen Vermessung der Werkstücke beziehungsweise zur Übertragung von Werkzeichnungen erfuhren bis in die Neuzeit hinein nur geringfügige Verbesserungen. Bei Kelle, Stechzirkel, Reißnagel, Meßlatte, den diversen Lotwaagen sowie den zahlreichen Schablonen (Brettungen) gab es keine entscheidenden Veränderungen.

Gestiftet 2009
von Steinmetzmeister Willi Hilgert
anläßlich seines 100. jährigen Firmenjubiläums

Die Zimmerleute

In frühen Zeiten war nahezu jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sich sein Haus meist selbst zimmern musste. Als sich später die Berufe mehr und mehr spezialisierten, wurde auch der Zimmererberuf eigenständig.

Durch die Herausbildung von Zünften und der damit einhergehenden Qualitätssicherung von besonders wichtigen Arbeitstechniken (Dachausmittlung, Schiftung oder Vergatterung) im Mittelalter wurde der Zimmermann, vor allem in der Stadt, unentbehrlich.

Vor allem Prestigebauten wie Rathäuser oder Zunfthäuser mit ihren aufwändigen Dachformen konnten von keinem Laien mehr ohne weiteres gebaut werden. Ein erfahrener Zimmermeister wurde verpflichtet. Wichtige Arbeiten wie das Aufschnüren des Daches auf dem Reißboden übernahm er selbst. Weniger um seine Geheimnisse zu hüten, sondern weil eben diese Arbeiten zu dem damaligen Stand eine der kompliziertesten Konstruktionsaufgaben waren.

Eine Blütezeit des Zimmererhandwerkes war sicherlich das Mittelalter mit seinen gewagten großen städtischen Fachwerkbauten.

Gestiftet 2009
von Andreas Kamps
Fa. Ewald Kamps Holzbau

Die Kaufleute und Krämer

Auch Daentler, Höker, Knapsack (Trödler, Hausierer), Drogist, Krudener, Materialist (Drogen- und Spezereihändler, Gewürzkrämer), Fragner (Krämer oder Kleinhändler), Kauwarz (Geldverleiher, Wucherer), Negociant (Unterhändler), Olitätenkrämer (Öl- und Arzneimittelhändler), Theriakhändler (Salben- und Balsamverkäufer)

Der Handel mit Gütern aller Art lag in den Händen von Kaufleuten. Kaufleute saßen im Rat der Städte, kontrollierten den Handel, bestimmten maßgebend die Politik und genossen zahlreiche Vorrechte.

Zum Stand der Kaufmänner bzw. Krämer zählten auch Fuhrleute, Bestätter, Druckenlader (Spediteure trockener Handelsware), Frachter, Hauderer und Henzler (Lohnfuhrleute) und Karcher (Karrenfuhrmann) sowie alle möglichen Händler, Trödler und Hausierer.

Die Detaillisten (Kleinhändler) hatten im Gegensatz zu den Grossisten (Großkaufleute) keinen Anspruch auf die Bezeichnung Kaufmann und schlossen sich meist in zunftähnlichen Innungen zusammen. Der Beitritt war erst nach Durchlaufen einer Lehr- und Gesellenzeit möglich. Der Handel in den Städten war ausschließlich diesen Zunftmitgliedern vorbehalten. Hausierer, die ihre Waren auf Jahrmärkten anboten und durch das Land zogen, waren dagegen nicht organisiert.


Gestiftet 2010
von Dieter Waldenhoff

Die Glockengießer und Geschützgießer

Angelsächsische Mönche brachten im 5. Jahrhundert die Glockengießerkunst aus Nordafrika nach Europa.

Im 13. Jahrhundert ging die Fertigung von Glocken dann auf weltliche Handwerker über. Gelb-, Rot-, und Zinngießer lieferten ähnliche Produkte für den Gebrauch.

Anfangs wurde das Wachsausschmelzverfahren benutzt. Dabei floss das Wachs beim Brennen aus der einteiligen und geschlossenen Lehmform. Der entstandene Hohlraum wurde mit flüssiger Bronze gefüllt.

Das noch heute übliche Mantelabhebeverfahren kam im 13. Jahrhundert in Gebrauch. Hierbei umschließt eine zweiteilige Form aus Kern und Mantel die "falsche Glocke" aus Lehm. Nach dem Brennen wird der Mantel abgehoben und die "falsche Glocke" zerschlagen. Anschließend wird der Mantel wieder aufgesetzt und der Hohlraum mit flüssiger Bronze ausgegossen.

Die Bronze bestand meist aus etwa 78% Kupfer und 22% Zinn. Die Form wurde aus Lehm gefertigt, der mit Pferdemist, Kälberhaaren, Ziegenmehl, Bienenwachs, Talg und Hanf vermischt wurde. Als Brennmaterial dienten Holz oder Holzkohle. Rezepte für den Guss und die Herstellung wurden streng gehütet und vom Vater auf den Sohn vererbt.

Im 15. Jahrhundert kam das Geschützwesen auf, und Glocken- und Stückgießerei blieben lange Zeit als Gewerbe vereint. Auch wurden kunstvolle Bronzetüren und Grabplatten hergestellt.

Nach 3-jähriger Lehrzeit musste der Geselle weitere 3 Jahre auf Wanderschaft gehen, bevor er Meister werden konnte. Da es lange Zeit unmöglich war, Glocken wegen ihres Gewichtes zu transportieren, erfolgten Formherstellung und Guss vor Ort. Die Auftraggeber sorgten für Unterkunft und Verpflegung, Material und Zubehör.

Die jetzt noch im Turm der St.-Vincetius-Kirche hängenden Glochen wurden 1785 durch die Glockengießerei Petit (heute in Gescher ansässig) in einer kleinen Hütte, die auf dem Marktplatz stand gegossen. Die Hütte stand noch lange und wurde erst zwischen den beiden Weltkriegen abgerissen.


Gestiftet 2010
von Sabine Weiss (MdB)

Die Hutmacher

Hutmacher ist ein Handwerksberuf, der sich mit der Herstellung von Hüten und anderen Kopfbedeckungen aus Materialien wie Filz, Stoff, Leder, Pelz oder Stroh beschäftigt.

Seit der Novellierung der Ausbildungsordnung in Deutschland im Jahr 2004 ist die offizielle Berufsbezeichnung des zulassungsfreien Handwerks Modist.


Gestiftet 2005 vom DIN-Service

Die Barbiere

Der Beruf des Barbiers, des Bartschneiders,  gehört ebenfalls zu den alten Handwerksberufen. Die Barbiere waren auch Teil des Gesundheitswesen.

Oftmals war der Barbier zugleich auch Bader oder arbeitetet mit einem Bader eng zusammen. Der Bader betrieb eine Badestube. Sie waren die „Ärzte der kleinen Leute“, die sich keinen Rat bei den meist klerikalen, studierten Ärzten leisten konnten. Sie übten einen hochgeachteten, obgleich nicht wissenschaftlichen Heilberuf aus. Er umfasste das Badewesen, Körperpflege und Kosmetik, Teilgebiete der Chirurgie, der Zahn- und Augenheilkunde. So gehörte das Ziehen von Zähnen zu ihren Aufgaben. Die Hauptaufgabe der Bader bestand in dem als Allheilmittel gepriesenen Aderlass und im Schröpfen. Hintergrund dieser Therapie ist die antike Lehre der Körpersäfte. Krankheit war ein äußeres Zeichen der in Unordnung geratenen Körpersäfte und nur durch Blutentzug und Wiederherstellung des Säftegleichgewichts zu heilen. Ferner verabreichten sie Klistiere. Neben dem Bader, auch Stübner genannt, arbeitete oft ein Scherer oder Barbier im Badehaus, der für das Haareschneiden und Bartscheren zuständig war.

Erst mit den neuen Gesellen-Prüfungsordnung Anfang des 20. Jahrhunderts fand die Trennung zwischen Haar- und Heilkunst statt. Seitdem wurde das Anfertigen von Pflastern und Salben nicht mehr geprüft. Zähneziehen durften sie aber noch bis zur Verabschiedung des Zahnheilkundegesetzes im Jahre 1952.

Im Laufe der Geschichte bildeten sich also aus dem Berufsfeld der Barbiere unsere heutigen Firsöre (Friseure, Coifeure) und Zahnärzte (Dentisten) heraus.

Aus den Berufen Bader und Barbier entwickelte sich aber auch der Berufsstand der Handwerkschirurgen, später Wundarzt genannt.

Das preußische Sanitätswesen entwickelte sich aus dem deutschen ‚Scherer- und Badertum’.


Gestiftet 2006 von Gisela und Egon van Lierop

Gestiftet 2006 von Paul Hegemann

Die Ärzte

Der Äskulapstab  ist ein von einer Schlange umwundener Stab. Er ist heute das Symbol des ärztlichen und pharmazeutischen Standes. Während sich das gemeine Volk in seiner Armut mit den Diensten der Bader und Barbiere begnügen mussten, konnten sich der Adel und die finanzkräftigeren Bürger die Dienste eines studierten Arztes Leisten. Durch die Unterstützung des Dinslakener Arztes Dr. Rainer Holzborn konnte der Zunftbaum um ein neues Zunftzeichen erweitert werden. Es zeigt auf der rechten Seite den Äskulapstab und auf der linken Seite die schematische Darstellung des Rheins.

 

Gestiftet 2012 von der Ärztekammer Nordrhein

Die Goldschmiede

Solange die Verarbeitung von Edelmetall in Zünften organisiert war, also in den meisten mitteleuropäischen Städten seit etwa dem 14. Jahrhundert, waren in den Goldschmiedezünften sowohl diejenigen Handwerker, die eher mit Schmuck- und Edelsteinarbeiten befasst waren, also die heutigen Goldschmiede, als auch die Werkstätten, in denen hauptsächlich silberne Korpusstücke und Bestecke hergestellt wurden, zusammengefasst. Als Meisterstücke wurden denn auch neben goldenen Schmuckstücken auch die Anfertigung silberner Gefäße verlangt. Der Beruf ist je nach Fertigungsschwerpunkt stark von handwerklicher Arbeit geprägt und selten industriell arbeitsteilig strukturiert. Fantasie, Geduld und ausgeprägte motorische (Auge-Hand-)Fähigkeiten sind Voraussetzungen für die überwiegend im Sitzen am Werkbrett ausgeführten Arbeitsabläufe.

Das Zunftzeichen besteht aus einem Kelch, der von einem Ring umrundet wird. Der Ring trägt ein Schmuckstück. Beim Dinslakener Ring ist es eine  Perle.

 

Die Zunft der Goldschmiede

Gestiftet von Gold Michels und
Bürgermeister Dr. Michael Heidinger 2014

Die Seiler

Die Seiler verarbeiten natürliche und künstliche Fasern sowie Draht zu Seilen aller Art. Sie fertigen daraus Schiffstaue für Bootsanker oder Stahlseile für Drahtseilbahnen. Sie stellen Seile für Fischernetze, Treppengeländer oder Strickleitern her. Sie verarbeiten unterschiedliche Werkstoffe z.B. Naturfasern wie Leinen, Hanf, Sisal oder Kunstfasern wie Polyamid oder metallischen Draht. Sie spulen Faser- oder Drahtbündel auf Maschinen und drehen sie an Seilschlagmaschinen zu Litzen zusammen. Dann verdrehen sie wiederum mehrere Litzen miteinander, wodurch das fertige Seil entsteht. Sie verflechten die Enden und spulen die Seile auf Trommeln auf.

Dinslaken war eine Stadt der Handwerker. Seile und Taue benötigte nahezu jeder Handwerkszweig, sei es Netze für die Fischer, Seile zum Traideln der Schiffe auf Lippe und Rhein, Leinen für die Pferde- und Ochsengespanne, Seile für den Viehauftrieb u.v.m.

Die Zunft der Seiler

Gestiftet vom SPD-Ortsverein
Dinslaken-Mitte 2015

Die Markthändler

Die Bezeichnungen Markthändler, Marktbeschicker, Marktfahrer oder Fierant stehen für Wanderhändler auf Märkten. Man nennt sie auch mobile Höker, also Händler ohne Ladengeschäft.

Im Jahre 1478 verlieh Herzog Johann I. den Dinslakener Bürgern das Marktrecht. In der Markturkunde heißt es: "Wir Johann, Herzog von Kleve und Graf von der Mark, tun kund und bekennen ..., dass wir unserer Stadt Dinslaken gegeben und verliehen haben durch diesen Brief einen Wochenmarkt, nämlich auf den Dienstag. Alle, die den Markt besuchen, sollen dann von uns und unseren Nachkommen zu und von dem Markt Freiheit und Geleite haben vom Montagnachmittag bis den nächsten Mittwochmorgen ... wer Kaufmannswaren in unsere Stadt bringt, wer kaufen und verkaufen will, möge nach Dinslaken kommen auf diesen Markttag. Man soll sie da gütlich ihren Markt halten lassen und auch, wenn es nötig ist, ihnen unverzüglich Recht widerfahren lassen ..."

Die Markthändler waren keine eigene Zunft und hatten deshalb auch kein Zunftzeichen. Schmied Isselhorst ist es dennoch gelungen ein ansprechendes Zeichen mit Wiedererkennungswert zu schaffen. Der Schirm trägt die Inschrift "Dynslacken Marktrecht 1478".


Die Gemeinschaft der Markthändler

Gestiftet von den Markthändlern 2015