Presseberichte 2007
Tanz in den Mai - Maibaum

 

Immer höhere Auflagen

DINSLAKEN Die Ordnungskräfte hatten Alkohol beschlagnahmt, 72 Platzverweise ausgesprochen, und dennoch sah es auf dem Dinslakener Altmarkt nach dem Tanz in den Mai im vergangenen Jahr schlimm aus. Vorwiegend jugendliche Randalierer und Kampftrinker hatten ordentlich gewütet und einen Haufen zerbrochenen Glases hinterlassen. Die Interessengemeinschaft Altmarkt hat jetzt vor diesen Horden kapituliert. „Der Vorstand der Interessengemeinschaft Altstadt sagt den Tanz in den Mai auf dem Altmarkt ab", lautete gestern die Mitteilung. Die Tradition des Tanzes in den Mai werde leider zunehmend zum Trinken und zur Randale genutzt. Die Folge sei, dass die Auflagen der Stadt in Sachen Sicherheit immer höher würden und die Kosten für die Veranstaltung immer weiter stiegen.

Im vergangenen Jahr hätten sich, so rechnet die IG Altstadt vor, die Kosten für Platzmiete, GEMA, Strom, Wasser, Toiletten, Sicherheitsdienst, Reinigung und Müllentsorgung auf 3.800 Euro summiert und darin seien die Kosten für die Band noch gar nicht enthalten. Diese Summe lasse sich nicht mit dem Verkauf von Bier und Grillwürstchen ehrenamtlich erwirtschaften, zumal sich gezeigt habe, dass die Besucher ihre Getränke verstärkt selbst mitbrächten.

Damit scheint das Ende einer Veranstaltung, die sich seit 1999 schon fast zu einer Tradition entwickelt hatte, besiegelt. Der Vorsitzende der IG Altstadt, Ulrich Tekathen, zeigte sich im Gespräch mit der Rheinischen Post dann auch entsprechend enttäuscht. „Wir haben mit viel Herzblut und großem ehrenamtlichen Einsatz den Tanz in dem Mai auf dem Altmarkt etabliert. Es waren immer schöne Veranstaltungen. Doch die Trinkerei und die Randale schaukeln sich immer mehr hoch, so dass wir zu dieser Entscheidung kommen mussten." Und ein bisschen fühlt sich die Interessengemeinschaft auch im Stich gelassen. „Wir haben es hier mit einem, gesellschaftlichen Problem zu tun", sagte Tekathen. „Doch das wird nicht an den Wurzeln angegangen, sondern nur mit immer mehr Auflagen gedeckelt."

Im Rathaus bedauerte man gestern, dass es keinen Tanz in den Mai auf dem Altmarkt mehr geben soll. Das eigentliche Problem, so Rathaussprecher Horst Dickhäuser, entstehe ja nicht, weil die Interessengemeinschaft den Tanz in den Mai auf dem Altmarkt veranstaltet. Das eigentlich Problem aus Sicht des Jugendschutzes sei, dass viele Jugendliche das Feiern in den Mai nur als Anlass für ein Besäufnis sähen. Im vergangene Jahr seien betrunkene Jugendlich ja nicht nur am Altmarkt sondern stärker noch rund ums Rathaus und im Stadtpark zu finden gewesen. „Wenn die große Feier auf dem Altmarkt in diesem Jahr nicht stattfindet, kann es gut sein, dass sich die Szene verlagert. Das Jugendamt wird also auf jeden Fall verstärkt unterwegs sein und kontrollieren", sagte Dickhäuser.

Ganz ohne Maiveranstaltung auf dem Altmarkt werden die Dinslakener aber wohl nicht auskommen müssen. Die Interessengemeinschaft, so Tekathen, überlegt, wie sich eine Maifeier in einem kleineren Rahmen organisieren lässt.

VON JÖRG WERNER, Rheinische Post 12.04.07

MEINUNG: Traurig

Der Altmarkt war ein toter Platz. Die Altstadt dämmerte so vor sich hin. Dann fand sich die Interessengemeinschaft zusammen und begann mit Veranstaltungen wie dem Tanz in den Mai die Altstadt zum Leben zu erwecken. Die gerade erst etablierte Veranstaltung wird nun jäh unterbrochen. Das ist traurig. Es ist nicht nur traurig für all die - und das waren, auch das darf nicht vergessen werden, die allermeisten - die friedlich und fröhlich auf dem schönsten Platz Dinslakens gefeiert haben und dies auch gerne weiter tun würden. Es ist traurig für die ganze Stadt, weil der Tanz in den Mai auf dem Altmarkt eine gute Tradition hätte werden können, die das städtische Leben bereichert. Und es ist vor allem traurig, weil es eine Kapitulation ist. Eine Kapitulation vor saufenden Jugendlichen, denen niemand beigebracht hat, was Geselligkeit und fröhliches Miteinander ausmacht. Den Veranstaltern ist dies nicht zum Vorwurf zu machen. Die Gesellschaft muss Strategien entwickeln, wie sie mit diesem stetig wachsenden Problem umgeht. Zunächst aber wird es - das gilt nicht nur für die Tanz-in-den-Mai-Feiern - nicht anders gehen als mit massiven Kontrollen und konsequentem Eingreifen von Polizei, von Ordnungs- und von Jugendamt. Und es müssen Wege gefunden werden, die Eltern zur Verantwortung zu ziehen, denen es offenbar egal ist, was ihre Kinder so treiben und ob sie sich ins Koma saufen.

JÖRG WERNER, Rheinische Post 12.04.07

 

Eine Kapitulation?

Der Tanz in den Mai am Altmarkt ist abgesagt. Zumindestens in der Form der vergangenen Jahre. Wegen der kampftrinkenden Jugendlichen konnten die Auflagen nicht mehr eingehalten werden. Die RP hörte sich dazu um.

DINSLAKEN Weil Massen von Jugendlichen das Umfeld der Tanz in den Mai-Feiern am Altmarkt zu Saufwettbewerben umfunktioniert und dabei Spuren der Verwüstung hinterlassen haben, wird es das Fest in seiner gewohnten Form in diesem Jahr nicht mehr geben. Zu sehr sind die Kosten für Securitydienste und Reinigungsarbeiten in die Höhe geschnellt, zu hoch waren die Auflagen für die Veranstalter der IG Altstadt.

Früher eine schöne Atmosphäre

Eine Entwicklung, die Brigitte Korn, Buchhändlerin am Altmarkt, „einfach nur traurig und sehr schade" findet. Gerne erinnert sich die Buchhändlerin an die Anfänge der Tanz in den Mai-Feste zurück. „Das war immer wunderschön und voller Atmosphäre."

Das Problem der „trinkenden Kinder" hätte es aber schon länger gegeben. Brigitte Korns' Lösungsansatz: „So ein Fest muss man auch in Feiern verwandeln können. Man müsste ein anderes Fest draus machen." So können sie sich gut ein Familienfest am Nachmittag mit „Kaffee, Kuchen, Tanz und vielen Kindern" vorstellen. „Ich glaube, daran hätten die saufenden Jugendlichen wenig Interesse", ist sich Brigitte Korn sicher.

Constance Henneken, Mitinhaberin des „Weinkrugs" am Altmarkt, bedauert die aktuelle Entwicklung ebenfalls. „Es war für die Feiernden angesichts der trinkenden Jugendlichen zuletzt nicht mehr so schön. Da kam keine richtige Atmosphäre mehr auf." Dass die Feier nun vermutlich auf ein kurzes Programm zurechtgestutzt wird, empfindet Constance Henneken als „gewisse Art der Kapitulation".

Eine Lösung für das Problem der kampfsaufenden Kids empfindet sie - angesichts des nach allen Seiten hin offenen Altmarkts - als schwierig. „Man müsste den Platz schließen können und - wie beim Weihnachtsmarkt am Scholtenhof - nur für Leute öffnen, die in schöner Atmosphäre feiern wollen. Unabhängig davon müssten die Ordnungskräfte den trinkenden Jugendlichen vielleicht rigoroser begegnen", findet Henneken.

„Die Eltern und Leute, die den Alkohol an die Kids abgeben, tragen die Verantwortung. Es muss öfter zum Thema in den Familien gemacht werden", meint Ute Schmülling. Dass saufende Juegndliche es soweit gebracht hätten, dass schöne Feste wie Tanz in den Mai ins Wasser fallen, empfindet sie als total schade". „Ich wüsste auch nicht wie ich als Veranstalter auf dieses schwierige Problem reagieren würde."

Werteverlust und Wichtigtuer

Herbert Velmer geht seit Jahren in Hiesfeld zum Tanz in den Mai. „Und da", betont Velmer, „gibt es das Problem in der Form nicht. Dort gibt es andere, gewachsene und friedliche Strukturen." Den Trend des Komasaufens betrachtet er als „Werteverlust" und „Wichtigtuerei". „Die wollen sich gegenseitig übertreffen und aus der Masse herausheben."

Als Veranstalter sei man da hilflos. „Mit ein paar wenigen Ordnungshüter ist das Problem nicht zu beheben. Und wenn zuviele Ordnungskräfte vor Ort sind, ist es kein schönes Fest mehr. Dafür gibt es leider keine Patentrezepte", bedauert Herbert Velmer.

INFO: „Kein Fest mehr"

Gar nichts hält Brigitte Korn von einer gestutzten Form des Tanz in den Mai am Altmarkt. „Wenn ein Fest nur zwei Stunden dauern soll, dann verdient es den Namen Fest nicht mehr. Dann ist das Ganze leider nur noch ein Termin”, bedauert Korn.

VON STEFFEN PENZEL, Rheinische Post 12.04.07

RP-KARIKATUR der Woche von SCHWARZE-BLANKE

 

Ausgetanzt.

UNSERE WOCHE - Jetzt managt doch mal

Was läuft eigentlich schief in dieser Stadt? Warum funktionieren Dinge in anderen Städten problemlos, nur nicht in Dinslaken? Wieso schaffen es andere Städte, in der Adventszeit Besucher mit attraktiven Weihnachtsmärkten in ihre Mauern zu locken? Und wieso schafft Dinslaken das nicht? Weswegen werden in anderen Städten private Initiativen, die das städtische Leben bereichern, mit Nachdruck gefördert? Und weshalb gehen in Dinslaken solche Initiativen wie etwa die der Interessengemeinschaft Altstadt mit dem Tanz in den Mai auf dem Altmarkt den Bach runter?

Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm. So langsam kann sich allerdings selbst der wohlmeinende Beobachter nicht des Eindrucks erwehren, dass man im Dinslakener Rathaus genau dazu entschlossen ist.

Es wäre doch wirklich höchste Zeit, dass sich dort mal jemand genau die Fragen stellt, die sich die Dinslakener nun schon seit langem stellen. Und schön wäre es, wenn es dann auch noch ein paar Antworten gibt.

Doch halt, das ist jetzt aber wirklich ungerecht. Die Zuständigkeit dafür, diese Fragen zu stellen, hat man ja aus dem Rathaus ausgelagert. Ja ist wirklich so. Dafür gibt's doch jetzt die Stadtmarketingagentur. Die hat einen tollen Namen. DIN@MIT. Das klingt doch nun wirklich nach jeder Menge Power. Und die Sachbearbeiter dort heißen auch nicht mehr so. Das sind jetzt alles Projektmanagerinnen und -manager. Klingt doch auch irgendwie großartig.

Noch großartiger freilich wär's, wenn die nicht nur so hießen, sondern auch täten, was ihr Name verspricht. Managen. Das heißt zustande bringen. Ein Projekt Weihnachtsmarkt wird sich doch wohl managen lassen. Können andere doch auch. Und genauso müsste es sich doch auch managen lassen, dass eine Initiative, die ein Stück Attraktion für diese Stadt geschaffen und dabei im besten Sinne Stadtmarketing betrieben hat, nicht wegen Umständen, die sie gar nicht zu verantworten hat, aufgeben muss. Also, bitteschön, jetzt managt mal. Vielleicht kommt sonst im Rathaus doch noch einer auf den Gedanken, sich eine Frage zu stellen. Die nämlich, was Manager, die nicht managen, eigentlich machen.

Die Gefahr freilich ist gering. Im Rathaus scheint man mit anderen Dingen beschäftigt. ....

VON JÖRG WERNER, RP 14.04.2007

1. Mai: Feier ohne Tanz

 Dinslaken. Auch wenn der Tanz in den Mai auf dem Altmarkt abgesagt ist, will die IG Altstadt den Abend zum 1. Mai doch nicht so sang- und klanglos vergehen lassen. Das Brauchtum soll seinen Platz behalten, Traditionen weitergeführt werden. Darum wird am Montag, 30. April, für die Dinslakener ein kleines Programm vorbereitet. Die Schützen des Bürgerschützenvereins Dinslaken und die Karnevalisten der KG Rot-Gold Altstadt bringen den Maikranz zum Altmarkt. Dort wird Bürgermeisterin Sabine Weiss den Kranz auf den Maibaum hieven. Ein Tambourcorps spielt auf. Die neue Maikönigin 2007 wird vorgestellt. Essen und Trinken und ein Schluck Maibowle werden nicht fehlen.

RP 18.04.2007

 

Kein Platz für Trübsal

Im kleinen Rahmen fand gestern das traditionelle Aufhängen des Maikranzes mit Bürgermeisterin Sabine Weiss am Altmarkt statt. Und dabei störte das abgespeckte Programm die meisten Leute so gar nicht.

DINSLAKEN Aynur Yilmaz stand am frühen Abend entspannt am Altmarkt-Brunnen und blinzelte in die Sonne. „Bisher ist alles sehr ruhig. Im Stadtpark ist nicht viel los und rund um den Altmarkt ist uns auch noch niemand negativ aufgefallen", berichtete die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes. Zusammen mit sieben Kollegen war sie gestern - aufgeteilt in zwei Teams - bis in die Nacht unterwegs, um speziell ein Auge auf betrunkene Jugendliche rund um die Maifeierlichkeiten zu werfen. Die wurden auch gestern wieder mit dem traditionellen Aufhängen des Maikranzes durch Sabine Weiss eröffnet.

Musik vom Band

Den Tanz in den Mai gab es gestern -eben wegen der Probleme mit den saufenden Kids - in einer abgespeckten Version. Ein Würstchenstand der IG Altstadt, ein Infostand der KG Rot-Gold, ein Bierwagen, ein paar Holzbänke, eine kleine Bühne und Musik vom Band - mehr nicht. Doch so richtig zu stören, schien das die wenigsten. „Die Sonne scheint und wir sitzen hier bei Bier und Würstchen. Es gibt also keinen Grund, Trübsal zu blasen und dem Tanz in den Mai in seiner alten Form hinterher zu weinen", nahm Karl Wegener, der mit zwei Freunden am Altmarkt saß, die abgespeckte Maifeier gelassen. „Bierchen, Würstchen, Quatschen-alles ist gut. Wir lassen uns das Maifest auf jeden Fall nicht verderben", schlug Sascha Brehm in die selbe Kerbe. Ein wenig anders sah das seine Sitznachbarin Carolin Schmitz.

 

Die KG Rot-Gold, die Aktiven der IG Altstadt und die BSV 1461 Dinslaken brachten den Maikranz zum Altmarkt. RP-FOTOS (2): PEGGY MENDEL

„Im Moment ist es sehr schön. Ich fand es aber gerade später am Abend toll, wenn die Musik live gespielt würde. So wird mir viel an Atmosphäre fehlen. Ich finde es traurig, dass der eigentliche Tanz in den Mai ein paar saufenden Halbstarken zum Opfer gefallen ist", ärgerte sich die Walsumerin. Geht es nach dem Willen der IG Altstadt und Bürgermeisterin Sabine Weiss, so wird es schon im nächsten Jahr den Tanz in den Mai wieder in seiner gewohnten Form geben. „Die Motivation auf beiden Seiten ist da. Wir werden uns im Herbst zusammensetzen und die Feier - inklusive Sponsorensuche und Einteilung der Ordnungskräfte - zusammen planen", versprach Sabine Weiss.

„Mit vereinten Kräften"

Worte, die Ronny Schneider, Pressesprecher der IG Altstadt, natürlich gerne hört. „Wir wollen die Tradition erhalten. Und Sabine Weiss will das offensichtlich auch. Mit vereinten Kräften und der Hilfe der Stadt schaffen wir es 2008, die Auflagen zu erfüllen."

INFO: Maikönigin bleibt

Ein weiteres Jahr hängt Anna Mehring, die amtierende Maikönigin, noch dran. Die Verantwortlichen der IG Altstadt wollten sich in diesem Jahr - wegen des kleinen, abgespeckten Maifestes - nicht bemühen, eine neue Maikönigin zu küren. „Also mache ich es noch ein weiteres Jahr'; verkündete Anna Mehring.

VON STEFFEN PENZEL, RP_01.05.2007