Sehenswürdigkeiten
in der Dinslakener Altstadt
 

Stadtplan Altstadt


Ruhrgebietskrokusse


Schamotte-Keramik mit Glasur von
Alexander Ray

Standort: Grünfläche zwischen dem Pastorat und der
                St. Vincentius Kirche

Abmessungen: Höhe 72 cm, Breite 130 cm, Tiefe 65 cm

Legende: Es handelt sich um eine Keramik Skulptur aus sechs einzelnen Elementen, die in ihrer Anordnung durch das jeweils sich spiegelnde Gegenüber in Korrespondenz zueinander treten. Sie erinnern an vegetative, pflanzliche Elemente, dem Krokus ähnlich. Da eine fast wie Rost wirkende Glasur aufgebracht ist, wird an das Eisen als tragende Säule der Ruhrgebietsindustrie erinnert. Somit ist eine Beziehung zur Region gegeben.

 

Ruhrgebietskrokusse

Ralf Schreiner, NRZ

Die besten Ideen hat Alexander Ray im Schwimmbad. Umgeben vom kühlen Türkis matt glänzender Kacheln formt der 48 Jährige sehnige Stierköpfe, kantige Frauenakte und kauernde Jünglinge, bemalt Leinwände mit strahlenden Landschaften und düsteren Porträts. Niemand stört ihn dabei. In Rays Hallenbad gibt es keine Schwimmer.

Das Becken im Keller des kleinen Wohn- und Bürohauses an der Uerdinger Straße in Moers hat seit sieben Jahren kein Wasser gesehen. Seit zwei Jahren gehört es der Kunst und ist damit das wohl ungewöhnlichste Atelier am gesamten Niederrhein. Hier pflanzte der russische Künstler auch seinen "Ruhrgebietskrokus". Die Blume ist mittlerweile ausgewachsen: Aus dem Modell wurde eine 180 Kilogramm schwere Plastik aus glasiertem Schamott. Bis zum Januar wird sie zwischen Vincentiuskirche und Pfarrhaus "blühen". Sie ist eine von acht Stationen auf dem Skulpturenweg, den die Hiesfelder Galerie "kompromißlos" für die Stadt Dinslaken konzipiert hat.

 

Auf den ersten Blick wirkt Rays Krokus wie ein Bronzeguss. Die dunkle Glasur verleiht dem 1,30 Meter langen und 72 Zentimeter hohen Werk metallischen Glanz. "Das passt zum Ruhrgebiet", sagt der in Nowomoskowsk geborene Keramiker und Grafiker zufrieden. "In einer von Industrie geprägten Landschaft schimmern auch die Blumen wie aus Stahl." Ray, der bis 1992 an der Hochschule für bildende Kunst in Leningrad Zeichnung, Malerei und Skulptur unterrichtete, lebt seit 1992 in Deutschland. Studiert hat er an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Professor Cragg. Von 1997 bis 1999 arbeitete er im Atelier im Kunsthaus "Haven" in Oberhausen, wo er auch wohnt. Sein Schwimmbad Atelier in Moers bezog er vor zwei Jahren. Die Firma, für die sein Sohn als Informatiker arbeitet, stellte Ray den gefliesten Arbeitsraum zur Verfügung.

Die Verbindung von pflanzlichen Formen und Architektur haben Alexander Ray schon immer interessiert. Es ist kein Zufall, dass der Künstler in Russland eine Zeit lang auch als Florist gearbeitet hat. In seinem "Ruhrgebietskrokus" variiert der 48 Jährige die Form der Blütenkelche "wie in einer Fuge", erklärt Ray. Das Kunstwerk ist keine direkte Umsetzung des Modells. Der Brennofen war zu klein, um die Schamott Blume als Ganzes zu härten. Dem Künstler blieb nichts anderes übrig, als sein in sechs Einzelteilen zu realisieren. Die jeweils 30 Kilogramm schweren Blütenblätter werden nun am Aufstellungsort zu einer zweiteiligen Plastik zusammengefügt und auf den Sockel montiert.

Mythen aus Eisen und Keramik sind in Dinslaken zu entdecken

Bettina Schack, NRZ 14.05.2021

Die Ruhrgebietskrokusse von Alexander Ray hinter der St.-Vincentius-Kirche. Foto: Rose Benninghoff
 

Ein Guckmal sieht aus wie aus Rost, das andere ist es und das dritte stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Seins: Skulpturen in Dinslaken.

Guck mal - dort im Beet hinter der Kirche, das sind aber merkwürdige Blumen! Rostbraun sind sie, aber nicht Welk. Wie auch, es handelt sich nicht urn echte Pflanzen, Wohl aber um eine Blüte Ruhrgebietskultur. Alexander Ray bepflanzte 2001 anlässlich des Anlegens des Skulpturenwegs vom Stadtpark bis zum Museum Voswinckelshof eine Grünfläche zwischen der St.-Vincentius-Kirche und dem katholischen Pfarrhaus mit einer ganz speziellen Pflanzengattung: „Ruhrgebietskrokusse“.

Etwas rostbraun, etwas grau schimmert die Oberfläche der knollenartigen Formen. Die Farbe soll an Eisen erinnern, ein Hinweis auf die Industrie im Ruhrgebiet, die auch Dinslaken um 1900 mit den Werkshallen an der Thyssenstraße zu neuer Größe verhalf. Doch die Plastik von Alexander Ray selbst ist keineswegs aus Stahl oder Eisen gefertigt. Der aus Russland stammende, schon lange in Oberhausen lebende Künstler schuf die Plastik aus Schamotte-Keramik. Den leicht verlaufenden, rostbraunen Farbeffekt erzeugte er durch die Glasur. ...