Sehenswürdigkeiten in der Dinslakener Altstadt
 


 Der Zunftbaum auf dem Altmarkt
 

Die Zünfte, früher Gilden genannt, hatten als Zusammenschluss (Genossenschaft) der unterschiedlichen Handwerkskünste seit bestehen der Stadt Dinslaken wesentlichen Einfluss auf deren Entwicklung.

Im Mittelalter arbeiteten die Handwerker für einen lokalen, d.h. einen sehr begrenzten Markt. Die Spezialisierung der Handwerker nahm durch den steigenden Bedarf an verschiedenen Waren und Dienstleistungen zu. Die Handwerker einzelner Gewerbe begannen sich zu Organisationen, den so genannten Zünften zusammenzuschließen, um ihre Ziele besser verfolgen zu können. Dazu gehörten ausreichende und gesicherte Einkünfte, Schutz vor Konkurrenz, Sicherheit im Alter, fachliche Anerkennung. Des weiteren sollte der Verkauf von importierten Waren verboten werden.

Um die wirtschaftlichen Interessen der Zünfte zu sichern, erschuf man so genannte Zunftordnungen. In ihnen wurden feste Regelungen für den Beruf der Handwerker zusammengefasst.

Alle Geschäfte des gleichen Gewerbes sollten mit den gleichen Materialien ausgestattet sein. Kein Zunftmeister durfte Werbung für sein Geschäft machen. Alle sollten die gleichen Öffnungs- und Arbeitszeiten haben. Man wollte sicher gehen, dass alle die gleichen Ausgangschancen besaßen. Auch Preis und Qualität der Waren sowie die Produktionsmengen der Güter wurden von den Zünften festgelegt. Ziel war die Unterbindung von Konkurrenz. Erreicht wurde dies auch durch einen Zunftzwang, der ganz klar im Gegensatz zur Gewerbefreiheit stand. Ein Geschäft, das sich nicht der entsprechenden Zunft unterordnete, konnte nicht überleben: Waren ohne Zunftstempel durften nicht in der Stadt verkauft werden.

Des weiteren wurden die Zulassung zu einem Beruf, die Ausbildung der Lehrlinge und die Anforderungen an die Gesellen genau festgelegt, damit alle genug Arbeit hatten.

Durch diese Festlegungen konnten die Zünfte ihren Mitgliedern eine beherrschende Stellung (auf dem Markt) sichern.
In gewissem Maße besaßen die Zünfte Autonomie. Nur ihre Zunftordnung musste durch den Rat der Stadt abgesegnet werden.
Wenn man Wünsche an den Rat der Stadt hatte oder einfach nur gemeinsam feiern wollte, traf man sich in der Zunftstube. Dort befand sich auch die Zunftlade, in der die Zunftordnung sowie die Zunftfahne aufbewahrt wurden.
Manche Zünfte besaßen in den Kirchen und Kapellen der Stadt eigene Altäre. Dort verehrten sie ihren Schutzpatron (z.B. war der Hl. Martin der Schutzpatron der Tuchmacher).
Dass die Handwerker einer Zunft eng beieinander wohnten beweisen heute noch die Straßennamen wie Metzgergasse, Webergasse oder Krämerbrücke, aber auch Gebäude wie der Waidspeicher.

Bei feindlichen Angriffen hatten die Zünfte einen bestimmten Abschnitt der Stadtmauer als Verteidigungsgemeinschaft zu sichern.
Die Zünfte bestimmen somit das gesamte Leben der Menschen in der Stadt im Mittelalter.

Die Zünfte waren in drei Klassen untergliedert: Meister, Gesellen und Lehrlinge. Da jedoch nur Meister entscheidungsbefugt waren, sind die Zünfte als Organisation der Meister anzusehen. Die Ausbildung war meist vorgeschrieben und bestand aus Lehrzeit, Gesellenzeit und Wanderzeit. Die Lehrlinge und Gesellen lebten in der Regel im Haushalt des Meisters. Die Lehrlinge erhielten im Allgemeinen nur Unterkunft und Verpflegung für ihre Tätigkeit. Hatte ein Lehrling seine Lehre beendet, wurde er Geselle und erhielt einen festen (allerdings geringen) Lohn für seine Arbeit. Mit der Zeit konnte der Geselle Meister werden. Da jedoch die Meister danach trachteten, ihre Zahl möglichst gering zu halten, waren die Bedingungen, unter denen ein Geselle Meister werden konnte, nur sehr schwer zu erfüllen.

Falls ein Meister starb, durfte seine Witwe das Gewerbe weiterführen. In einigen Städten musste sie allerdings nach einer bestimmten Zeit wieder einen Zunftmeister heiraten oder einen Gesellen einstellen.

Es existierten nur vier Zünfte, die Frauen als Zunftmitglieder akzeptierten: Garnmacher, Goldspinner, Seidenweber, Seidenmacher)

Die Zünfte verfügten über Mitgliedskassen, aus denen die Unterstützung für Arme, Alte, Kranke und Arbeitslose sowie für Witwen und Waisen bezahlt wurde. Auch boten die Zünfte soziale Absicherung für die Kinder und die Frau des Meisters teilweise auch für dessen Gesellen.

Im späten Mittelalter traten verstärkt Probleme auf.

In vielen Städten, in denen das Handwerk einen großen Anteil am Wirtschaftsleben hatte, kam es im 14. Jh. oft zu blutigen Aufständen, da die Zünfte nach einer Beteiligung an der Stadtpolitik bzw. der Stadtverwaltung strebten. Teilweise lösten große Zünfte den Stadtrat auf, verjagten Patrizier oder sperrten sie ein, um in den Stadtrat aufgenommen zu werden. In einigen Städten beherrschten die Zünfte ganz die Städte.

Ein weiteres Problem waren die erschwerten Aufstiegschancen Meister zu werden. Die Bedingungen waren so hart, dass nur noch ein Teil der Gesellen Meister werden konnte:

  • sie mussten ein Meisterstück auf eigene Kosten anfertigen

  • das Bürgeraufnahmegeld bezahlen

  • sich einen eigenen Harnisch (= (Brust-)Panzer) anfertigen lassen

  • verschiedene Beträge an die Zunft zahlen

  • für die Zunftkirche Wachskerzen kaufen

  • einen Hausbesitz oder das nötige Geld dazu vorlegen und

  • ein Mahl von mehreren Gängen für alle Meister der Zunft spenden.

Mit ihrem sehr geringen Lohn, den sie für 12-16 Stunden Arbeit pro Tag bekamen konnten sie kaum überleben und erst recht nicht diese Bedingungen erfüllen.

Die Gesellen gründeten Bruderschaften bzw. Verbände, um verkürzte Arbeitszeiten und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen. Des weiteren wollten sie eine Festsetzung der Bußen bei Vertragsbrüchen erreichen.

Es wurden Mitgliederbeiträge bezahlt, mit denen kranke Gesellen und Lehrlinge unterstützt wurden sowie für die Einrichtung von Gesellenherbergen gesorgt wurde. Dort konnte man kostenlos mit Essen und Trinken versorgt werden.

Wenn ein Meister nicht mit sich verhandeln ließ, kam es zu Arbeitskämpfen und Streiks.

Zünfte und später auch die Bruderschaften können also als Vorläufer der modernen Gewerkschaften gesehen werden.

Die Zünfte stellten eine einflussreiche Wirtschaftsmacht dar. Sie sorgten für das wirtschaftliche Wohlergehen der Bevölkerung in den Städten. Auch besaßen sie die Macht den Verkauf von importierten Waren zu untersagen. Außerdem stellten sie hohe Qualitätsansprüche, was den Käufern zu gute kam. Jedoch wurden dem Käufer billigere Preise (beispielsweise durch verbesserte Herstellungsmethoden) verweigert.

Ob es allerdings in früheren Zeiten auf dem Dinslakener Marktplatz einen Zunftbaum gegeben hat, ist nicht überliefert. Der heutige Zunftbaum wurde von der Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken im Jahre 2001. Angefangen hat es mit einem Maibaum, der das ganze Jahr über stehen bleiben sollte und deshalb mit einigen wenigen historischen Zunftzeichen geschmückt war. In den Folgejahren kamen immer wieder neue Zunftzeichen hinzu und auf die Spitze wurde die figürliche Darstellung einer Wasserträgerin, der so genannten Pumpenmarie, installiert. 

Das gute handwerkliche Können und die Liebe zum Detail des in Voerde-Möllen niedergelassenen Schmiedemeisters Lutz Isselhorst, der die nachstehend abgebildeten Zunftzeichen nach Skizzen gefertigt hat, ist der Beweis dafür, dass die Handwerkskunst über Jahrhunderte hinweg bis in heutige Zeit von Generation zu Generation überliefert und auch weiterentwickelt wurde.

(IGA-Fotos: Albert Glöckner)

Die Spitze des Zunftbaumes ziert ein wassertragendes Mädchen:
die Pumpenmarie.

Das Wasserschöpfen an einer der zahlreichen Grundwasser-pumpen war früher Aufgabe der Mädchen und Frauen. Sehr schön dargestellt durch eine Skultur am Brunnen direkt neben dem Zunftbaum.

Märchenhaftes soll sich im Winter 1813/14 während der Befreiungskriege gegen die Franzosen beim ‘Plausch an der Pumpe’ zugetragen haben: durch freundlichen Charme erreichte ein Mädchen - später ‘Pumpenmarie’ genannt -, dass die Kosaken nicht weiter plünderten.

 

 

Die Wollwebergilde hat im Mittelalter das wirtschaftliche Leben der Stadt Dinslaken maßgeblich mitbestimmt.

Gestiftet 2002 vom Heimatverein Dinslaken

Die Schröder, später Schneider genannt, verarbeiteten die gewebten Tuche. Diejenigen, die sich auf das Fertigen von Kleidung spezialisiert hatten wurden auch Gewandmacher genannt.
Die Schröder erhielten 1399 ihren Gildenbrief.

Gestiftet 2002 vom Heimatverein Dinslaken

1453 erhielten die Schumacher vom Rat der Stadt ihren Gildenbrief.

Gestiftet 2003 von den Orthopädieschumachern Eul und Nuyken sowie dem Schuhgeschäft Dismer

Von der Gilde der Bauleute hören wir zum ersten Mal etwas im Jahre 1426. Damals bildeten die Bauleute mit den Schützen zusammen die St.-Georgs-Bruderschaft.

Gestiftet 2003

Die Zunft der Bäcker

Gestiftet 2003 von Altstadt-Bäckermeister i.R. Leo Bremer

Die Zunft der Gerber

Gestiftet 2003 von Karl-Heinz Elspaß, Bürgermeisterin Sabine Weiss und der IG Altstadt

Die Männer am Amboss erhielten ihre Satzung erst im Jahre 1667.

Gestiftet 2004 von dem Installateur Hermann Oeckinghaus anläßlich seines 100. jährigen Firmenjubiläums

Für die passende Kopfbedeckung sorgten schon immer die Hutmacher bzw. Modisten wie wir sie heute nennen.

Gestiftet 2005 vom DIN-Service

Der Beruf des Barbiers, des Bartschneiders,  gehört ebenfalls zu den alten Handwerksberufen. Die Barbiere waren auch Teil des Gesundheitswesen.

Gestiftet 2006 von Gisela und Egon van Lierop

Bis zur Verabschiedung des Zahnheilkundegesetzes im Jahre 1952 durften die Barbiere auch Zähne ziehen.

Gestiftet 2006 von Paul Hegemann

Die älteste nachweisbare Schützengilde ist die St.-Georg-Gilde, die 1426 in Verbindung mit der Gilde der Bauleute gegründet wurde. 1461 machte sie sich selbständig.

Gestiftet 2007 von den Königen des BSV 1461

Die Zunft der Zimmerleute

Gestiftet 2009 von Andreas Kamps von Ewald Kamps Holzbau

 

Die Zunft der Steinmetze

Gestiftet 2009 von Steinmetzmeister Willi Hilgert

Die Gilde der Kaufleute

Gestiftet 2010 von Dieter Waldenhoff

Die Zunft der Glockengießer

Gestiftet 2010 von Sabine Weiss (MdB)

Der Berufsverband der Ärzte

Gestiftet von der Ärztekammer Nordrhein 2012

Die Zunft der Silber- und Goldschmiede

Gestiftet von Gold Michels und
Bürgermeister Dr. Michael Heidinger 2014

Die Zunft der Seiler

Gestiftet vom SPD-Ortsverein
Dinslaken-Mitte 2015

Die Gemeinschaft der Markthändler
Gestiftet von den Markthändlern 2015