Errichtung der Kultursäulen 2010

 

Stadtmöbel: Die Litfaßsäule

Die Litfaßsäule, damals "Annoncier-Säule" genannt, feierte am 1. Juli 2005 Geburtstag. An diesem Tag vor 150 Jahren ließ Erfinder Ernst Litfaß die ersten 100 Exemplare aufstellen.

„Geh auf meinen Wegen bei Sonnenschein und Regen immer um die Litfaßsäule rum...“ heißt es in einem bekannten Schlager von Kurt Tucholsky und Friedrich Holländer aus den 20er Jahren. Damals spielte die Litfaßsäule für die Vergnügungsmetropole Berlin eine wichtige Rolle. Angesichts der allgegenwärtigen Werbeflut könnte man heute ihre Existenzberechtigung in Frage stellen. Und trotzdem scheint von Litfaßsäulen etwas Magisches auszugehen, auch im Zeitalter von Multimedia und Digitalisierung behaupten sich die Urgesteine der Werbung. Ihre Zahl steigt sogar von Jahr zu Jahr. Ihr Erfinder, Ernst Theodor Litfaß, der vor 130 Jahren starb, ist heute fast in Vergessenheit geraten. Zu seinen Lebzeiten genoss er Ruhm und Anerkennung. Er war ein Star, würde man heute sagen. Die Berliner nannten ihn den „Reklamekönig“.

Im Jahr 1816 geboren, versuchte sich Litfaß nach einer Buchhändlerlehre als Schauspieler. Er gründete in Berlin am Rosenthaler Tor das Theater „Lätitia“, das spätere „Vorstädtische Theater“. 1845 übernahm er das Litfaßsche Unternehmen, ein Druck- und Verlagshaus. Engagiert und allem Neuen aufgeschlossen, gehörte er bald zu den großen Berliner Unternehmern jener Zeit des Aufschwungs von Handel und Industrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und brachte es sogar zum Königlichen Hof-Buchdrucker. Nachdem er sich über wild geklebte Plakatanschläge geärgert hatte, entstand die Idee der „Litfaß-Säulen“ nach Pariser und Londoner Vorbild. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und vielen bürokratischen Hürden erhielt Litfaß am 5. Dezember 1854 seine erste Genehmigung zur Aufstellung der nach ihm benannten Säulen. Litfaß erhielt das alleinige Recht der Plakatierung für Berlin. Ein halbes Jahr später wurde an der so genannten „Ziegenbockswache“, Münzstraße 23/Ecke Grenadierstraße, die erste Säule aufgestellt. Fast prophetisch mutet heute die Weitsicht des Unternehmers an, der früh das Geschäft mit Reklame erkannte und der sich dadurch zum „reichen Manne gemacht“ hatte, wie der Berliner Magistrat durchaus neidvoll bemerkte.

Doch wie steht es heute um die gute alte Litfaßsäule? Ist in den Nachkriegsjahren viel von ihrem Glanz abgeblättert und sie fast in Vergessenheit geraten, so erlebte sie in jüngster Vergangenheit eine Renaissance - auch in Dinslaken. Schlicht von einem Straßenmöbel mit Plakatanschlag zu sprechen fällt bei Betrachtung der neuen Litfaßsäulen allerdings schwer. Mit einem zeitgemäßen Design ist sie in der Gegenwart angekommen. Und mit ihrer ansprechenden Beleuchtung macht sie auch nachts eine gute Figur.

Litfaßsäulen markieren in Dinslaken historische Punkte

Von den alten Stadttoren ist nur das kleinste, das Rittertor geblieben, Die großen trutzigen Türme des Mitteltores, des Eppinghovener und des Walsumer Tores sind nur noch von historischen Stadtansichten bekannt.  Im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 wurden auf Betreiben der IG Altstadt Anfang 2010 vier Litfaßsäulen in der Dinslakener Altstadt errichtet, die Punkte markieren, an denen einst die Tore standen. Von ihnen begrüßen im Kulturjahr die Bewohner der Altstadt und die dort arbeitenden Menschen die Besucher mit einem Lächeln. 

Wegen des unerwarteten Kälteeinbruchs hatten sich die Bauarbeiten leider verzögert, denn eigentlich sollten die Säulen mit Beginn der Local Hero Woche fertig gestellt sein. Viele Menschen haben an der Umsetzung des Projektes mitgewirkt:

  • Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten städtischen Ämtern sorgten für die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens,

  • Mitarbeiter des DIN-Services für die praktische Umsetzung,

  • Mitarbeiter der Firma Foto Wolff waren wochenlang ehrenamtlich unterwegs, die hierfür notwendigen Fotos für die Plakate zu "schießen"

  • und der Dinslakener Designer Jens Müller hat in stundenlanger ehrenamtlicher Kleinarbeit für das notwendige Layout gesorgt.

Herzlichen Dank allen Beteiligten für ihre aktive  Unterstützung.

Für seine besonderen Verdienste um das Projekt erhielt Kulturamtsleiter Klaus-Dieter Graf von dem Vorsitzenden der IG Altstadt Dr. Ulrich Tekathen bei der Einweihung die Dinslakener Kelle verliehen.

Alle Beteiligten sind sich darüber einig: Die Säulen sollen auch nach 2010 Bestand haben, denn es fehlen in Dinslaken Werbeflächen für die Kulturschaffenden. Ihnen soll künftig die die Möglichkeit eingeräumt werden, Werbung für ihre Kulturveranstaltungen auf den Säulen anbringen zu lassen. Für kommerzielle Werbung werden die "Kultursäulen" jedoch auch künftig nicht zur Verfügung stehen.

 

 

 

Fotos: Dieter Waldenhoff